Saturday, October 22, 2011

Den Anschluss verpassen

Die Tochter besucht seit kurzem eine Gruppe für Kindertanz in der hiesigen "Kulturschule". Alles sehr nett, pädagogisch wahnsinnig wertvoll (ehrlich), eine angenehm spielerische Einführung in den klassischen Tanz (zumindest wenn der von einer Stunde Zuschauen gewonnene Eindruck repräsentativ ist) und vor allem - das fand ich dann doch ein bisschen spektakulär - mit echter Pianistin und zugehörigem Piano.

Anders als früher (also, anders als mein Früher) dagegen ist, dass 95 % der anwesenden Frühbegabungen ein Trikot und mehr oder weniger ausschweifende Tütüs (auch als Tüllrock bekannt) trugen. Die Trikots und Tütüs in quietsche-hellrose (meistens)und im schlimmsten Fall abgerundet mit Hello Kitty-Aufdrucken. Oder gleich ganze Prinzessinenkleider. Da revoltierte mein tief vergrabenes Tänzer-Ich (naja, also, das was da irgendwann mal war). Zu meiner Zeit trug man hellblaue Trikots mit einem fast nicht wahrnehmbaren Volant, der als Tütü-Ersatz taugen musste. Und das war das!
Lustigerweise hat das Töchterlein bisher auch nicht im Ansatz erwähnt, dass sie auch gerne ein Tütü hätte und ich fühle mich nun wirklich nicht im Zugzwang. Wir sprechen hier schließlich von KINDER-Tanz. Was vermutlich aber auch der Grund ist, warum die anderen Eltern die Kleiderfrage ebenfalls locker interpretieren, wenn auch anders als ich. Okay, die schwarze Leggings mit schwarzem T-Shirt, die sie heute zum Tanzen ausgewählt hat, fand ich zwar auch etwas sehr nah am Ausdruckstanz fürihre 4 Jahre, sozusagen, aber wenn es ihr angenehm ist.... ?

Schließlich saß ich mit der Mutter von J. und allen anderen Eltern wartend im Aufenthaltsraum und hatte zum ersten Mal das Gefühl, den Anschluss verpasst zu haben. Also so wirklich und ganz richtig. Talk about getting old ...
Das ein Großteil der Eltern sich die Zeit mit ihrem Ei-Phone vertrieb, ist ja hier in Schweden/Stockholm und Umgebung wirklich nichts besonderes. Selbst in Deutschland gehören Smartphones ja mittlerweile zum grauen Alltag (womit dann der minimale Vorsprung von Schweden fast aufgeholt wäre).
Beim genaueren Umsehen stellte ich fest, dass einige Eltern ihre Ei-Pads ausgepackt hatten. Nun hatte ich mich mit dem Phänomen Ei-Pad bisher noch gar nicht beschäftigt (warum auch?), aber in dem Moment kam ich mir irgendwie technologisch ziemlich abgehängt vor. Mir war schlicht nicht bewusst, dass dieses Gerät die breiten Massen schon erreicht hatte. Zu der zähle ich mich nämlich im Zweifelsfall und mich hatte bisher noch gar nichts erreicht. Ich konnte nicht wiederstehen, den neben mir sitzenden Vater in ein Gespräch über dieses Wunderwerk moderner Technologie zu verwickeln, um dem Phänomen und seinem Nutzen auf den Grund zu gehen. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich, als hätte ich einen wichtigen Trend im Alltagsleben irgendwie fast verpasst und das war ein ausgesprochen seltsames Gefühl. Ich will und brauche immer noch kein Ei-Pad, aber mir war tatsächlich nicht klar, dass die absoluten Normalo-Eltern von Nebenan mittlerweile technisch so hochgerüstet sind und freudig auf jeden neuen Apfel-Trendzug springen und dabei denke ich doch immer, mit beiden Füßen eine ganz gute Bodenhaftung zu haben und zumindest eben mitzubekommen, wenn so etwas aktuell wird.
Paradoxerweie hatte ich mich mit der Mutter von J. dann auch gerade noch über Bücher - Bücher, wer hat denn hier noch Bücher - unterhalten, was den Kontrast auf skurrile Weise noch verstärkte. Und so hörte ich mich während des Gesprächs mit dem Ei-Pad-Pappa sagen: "Ok, I am outdated." Und etwas später:"Pretty old fashioned, actually." - BITTE WAS????

Thursday, October 20, 2011

Bewusstsein

Bei all dem Gedankenwust, der mich täglich so beherrscht, überfallen mich zwei Erkenntnisse jeden Tag - oder immer dann, wenn ich mal 30 Sekunden habe, um mich über das Leben zu wundern - grausam klar, deutlich und unausweichlich:

1. Alles befindet sich im Wandel
(Das ist gelebte klassische Philosophie, sozusagen)

2. Die Zeit rast.

Und gleich im Anschluss frage ich mich, ob dieses (fast schmerzliche) Bewusstsein nur auf mein Alter und mein nun schon länger funktionierendes, entwickeltes Selbst(Bewusstsein)zurückzuführen ist oder ob mir diese allgemein bekannten und damit beinahe den Banalitäten angehörenden Wahrheiten doch dank der Kinder so klar vor Augen stehen.
Ich tendiere doch mehr zu der Überzeugung, dass es die Kinder sind, die einem diese Wahrheit geradezu brutal vor Augen führen. Sei es einerseits durch ihre eigenen Entwicklung und das Wissen, dass man selbst ja schon an einem gewissen "Ruhepunkt" im Leben angekommen ist (aber wirklich nur in Anführungszeichen). Sei es, weil man sich selbst einfach gar nicht mehr so furchtbar wichtig nimmt, nicht mehr nur im eigenen Mittelpunkt steht, sondern sich zu einem großen Teil auf diese anderen, kleinen, noch unwissenden Menschen konzentriert? Und wie erleben das Menschen ohne Kinder??? Kommt man dann zur gleichen Erkenntnis??? Und wenn ja, wie???

Jedesmal bin ich von diesen Feststellungen fasziniert und verwundert. Mag kindlich-naiv sein, banal klingen, normal sein ... aber es verblüfft mich immer wieder aufs Neue ...

Wednesday, October 19, 2011

Vaxholm

Letzten Sonntag waren wir alle in Vaxholm. Die Tochter und der Herzallerliebste auf einem Kindergeburtstag und ich mit den Söhnen auf einem Streifzug, von dem ich ein paar Impressionen mitgebracht habe ...