Mit Städten kann man meiner Meinung nach ja echte Liebesbeziehungen führen. Früher gefragt, hätte ich nie gedacht, dass ich ein ausgewachsener Stadt-Mensch bin, aber wie es das Schicksal so wollte. Die erste Stadt, die sich ernsthaft meinen Respekt und meine Bewunderung errungen hatte, war London. London führte lange Zeit meine persönliche Liste der faszinierendsten Städte an. Und es gab da immer diesen Unterschied, entweder man war London-Liebhaber oder Paris-Liebhaber. Beides gleichzeitig, das ging irgendwie nicht. Den zweiten Platz belegte eindeutig Kairo. Der Ausspruch "Mutter aller Städte" charakterisiert und beschreibt meine Empfindungen gegenüber Kairo ziemlich genau. Den dritten Platz der (wohlgemerkt) faszinierendsten Städte belegte Sao Paulo.
Und trotzdem war Sao Paulo die erste Stadt, in die ich mich bei meiner Ankunft Hals über Kopf verliebt habe. Ein Umstand, der für viele recht schwer nachzuvollziehen ist.
Ich kam an einem Februarmorgen an, frisch eingefolgen aus dem winterlich grauen Deutschland. Als ich aus dem Flughafen trat schlug mir eine Welle tropischer Luftfeuchtigkeit entgegen und ich sah - für meine an die winterliche Tristesse gewöhnten Augen - erstaunlich grüne Palmen. Es ging dann mit dem Auto in Richtung Vila Olympia und dies ist nun ein Stadtteil in Sao Paulo, der durchaus die schönen Seiten der Stadt hervorzukehren vermag. Was mich aber neben den fanastischen bunten Häusern sofort vereinnahmte war diese unglaubliche pulsierende Energie, die diese Stadt ausstrahlte. Man konnte diese Energie, die wellenartig durch die Stadt zu fließen schien, schier körperlich spüren. Und da war es um mich geschehen.
Einige Jahre später landete ich also im winterlichen Stockholm. Es lag kein Schnee, jedenfalls nicht viel. Und trotzdem, beim zweiten oder dritten Spaziergang durch die Stadt, um das Parlamentsgebäude herum, am Schloß vorbei, nach Gamla Stan, zurück zu Kungsträdgarden, da öffnete sich mein Herz, ich staunte und hörte mich sagen: "Also eigentlich ist Stockholm das schönere London." Und damit war eine neue Liebe besiegelt. Diese Stadt führt mehrere Leben gleichzeitig und ist im Sommer eine ganz andere als jetzt im Winter. Aber den Titel "die Schöne", den verdient sie allemahl. Die Stadt besticht nicht nur durch schöne Architektur (okay, vergessen wir mal die Vororte und einige neuere Pläne zur Stadtgestaltung ;O) ), die vielen Inseln, auf denen die Stadt errichtet wurde und damit auch das viele Wasser sondern vor allem durch den permanenten Eindruck, dass irgendwie dennoch überall Natur vorhanden ist, die jederzeit wieder über die Stadt gewinnen könnte.
Jetzt liegt sie also im Schnee, die Schöne, und ihre winterliche Kühle macht sie nur noch ein bisschen reizvoller.
1 comment:
Hm, mein Start in Sao Paulo war geprägt von meiner unglaublichen Schwangerschafts-Übelkeit. Schon im Flieger etliche Male xxx und dann direkt bei Ankunft in unserem Condomínio in Moema musste ich die Blumenrabatte aufsuchen, weil die Tüten ausgegangen waren... Irgendwie hat das geprägt... ;-) Aber Abendsonne auf der Skyline an der Marginal hat schon was.
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