Tuesday, December 14, 2010

Lucia

So, nun war es heute also so weit und wir sind brav um 15:30 Uhr, also gerade als es wieder richtig dunkel war, in unserem Kindergarten aufgelaufen, um dem Mini-Luciaumzug unserer Kinder beizuwohnen. Und schön wars. Hübsch anzusehen waren alle die kleinen Lucias mit ihren Lichterkrönchen und auch die vielen Tomtegubber und - wie angekündigt - die einzelnen Pepparkaksgubber. So kam die Mannschaft den auch brav, mit Amélie vorneweg, um das Haus gebogen und dann wurde gesungen. Mein Töchterlein hatte, nach zwei Wochen emsigen entgegenfiebern und üben des "Tanta Mucia"-Liedes wohl ganz anständig gefragt, ob Sie den "Lucia" sein dürfte, nachdem sich keines der älteren Mädchen mit großer Begeisterung auf die Rolle gestürzt hatte. Amélie hat dies auch mit eifrigem Knicksen nach jedem Lied und ziemlich abgefrorenen Fingern (Papa hat sich schließlich erbarmt und ihr die eigenen Handschuhe übergezogen, Luciazug hin oder her) bezahlt, da sie fast durchgehend andächtig und brav mit gefalteten Händen neben der ganzen singenden Truppe stand.

Amélie ist übrigens sehr wohl in der Lage "Santa Lucia" korrekt auszusprechen. Allerdings ist eine der Erzieherinnen aus Schonen (Skåne) und wenn man deren Dialekt etwas überzogen imitiert, so wie Amélie, dann kommt dabei eben "Tanta Mucia" heraus. Ich muss mir jedesmal das Lachen verkneifen, versuche sie aber möglichst sanft und mit ernster Miene zu korrigieren. Das Imitieren von Personen in ihrem Umfeld ist nämlich etwas, das Amélie ganz unbewusst und voller Unschuld, dafür aber sehr gekonnt, macht. Letzten Freitag hatte ich zum Beispiel mindestens eine halbe Stunde lang "Besuch" ihrer anderen Erzieherin. Wenn man die Originale kennt und dann Amélie so sieht, dann ist das meist eine köstliche Darbietung. Den damit verbundenen feinen Beobachtungssinn (denn sie macht es wirklich unbewusst) möchte ich ihr aber gerne, wenn es geht, bewahren. Aber zurück zu Lucia.

Wenn die Kinder älter sind, wird der Luciazug in der Schule wohl oft tatsächlich auch des Morgens abgehalten, so wie sich das traditionell wohl eher gehört. Wer genaueres nachlesen möchte, ist mit dem passenden Eintrag im Heiligenlexikon gut beraten. Was das Frühstück machen anbelangt, müssen wir Amélie die nächsten Jahre noch etwas trainieren und echte Kerzen muss sie sich auch nicht aufs Haupt setzen - viel zu gefährlich.

Lucia ist übrigens wohl am ehesten mit dem deutschen St.Martinsfest zu vergleichen. Es geht sowohl um die Mildtätigkeit als auch das damit verbundene (symbolische) Licht (die Wärme), das in die Welt gebracht wird bzw. ist es ein Vorbote des weihnachtlichen Lichtes. Da die Lichtsymbolik so ein große Rolle spielt, würde ich das Luciafest eben nicht mit dem Nikolausfest vergleichen, da dieser Bestandteil im Brauchtum ja völlig fehlt (Theologe, irgendwo???). Letztendlich ist es aber schlicht ein guter Anlass, um in der dunklen Jahreszeit noch ein paar extra Lichter anzuzünden, Musik zu hören/zu machen und vor allem köstliches Saffransgebäck (Saffran = gelb = Licht) in sich reinzuschieben. ;O)

Richtige Luciakonzerte sind übrigens etwas ganz wunderbares und je nach Könnerschaft des jeweiligen Chores ein musikalischer Genuss. Zwar werden mit geringer Abweichung oft die gleichen Weihnachtslieder dargeboten, aber diese dann eben möglichst originell variiert. Wer gerne einen Vorgeschmack haben möchte, wie sich ein traditionelles Luciakonzert in Schweden anhört und visuell darstellt, dem sei hiermit geholfen:




Und zu guter letzt noch ein absoluter Weihnachtsklassiker für Kinder, der von eben jeden kleinen "Tomten" (in etwa: Wichteln) handelt, die sich am Abend vor Weihnachten ins Haus schleichen. Es war gar nicht so einfach, auf Youtube eine vernünftige (also möglichst originalgetreue) Version zu finden. Aber so in etwa hört es sich dann schon an, wenn man nicht total falsch singt. Die Melodie ist ein echter Ohrwurm und ob man will oder nicht, früher oder später verfällt man dem Lied irgendwie. Geht jedenfalls mir so.

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