Allt fler familjer får tre barn (Dagens Nyheter, dn.se)
Offensichtlich sind wir nicht die einzigen, die gerne eine Großfamilie im Mini-Format um sich scharen wollen ... zumindest in Stockholm. Irgendwie passend zum Thema habe ich vor ein paar Tagen auch noch diesen Artikel (FAZ) entdeckt, dem ich eigentlich nur zustimmen kann.
Dabei geht es mir weniger um die "Starken Frauen" (obwohl ich persönlich die weiblich-schwedische Mentalität oft als erfrischend geradeaus empfinde), sondern um die gute Infrastruktur für Familien. Gerade heute haben der Herzallerliebste und ich zum gefühlten 150. Mal seitder Geburt von Yoshua festgestellt, dass wir mit drei Kindern unter 4 Jahren zwar immernoch zu den Waghalsigen gehören, dieses ganze Unterfangen sich hier in Schweden aber wesentlich weniger größenwahnsinnig anfühlt und weniger anstrengend ist, als es das jemals in Deutschland - auch mit einer erweiterten Familie, die gerne und ausnahmslos helfen würde - zu bewerkstelligen wäre.
Man stelle sich das mal vor, in Deutschland wäre Amélie regulär erst seit April 2010 im Kindergarten und das für rund 4 oder 5 Stunden, nicht unbedingt mit Mittagessen. Jonah wäre vermutlich noch voll zuhause, ich hätte nicht im selben Maße arbeiten können und wäre jetzt, mit einem Mann, der eben nicht so einfach den ersten Monat in Elternzeit gehen kann, mit dem dritten Kind selbstredend überfordert. Ich würde, wenn überhaupt, teilzeit arbeiten und könnte damit vermutlich gerade so den Kindergarten - und wenn vorhanden - die Grippe für Jonah bezahlen. Als Seblständige in Deutschland müsste ich sämtliche Sozialversicherungskosten selbst tragen und käme am Monatsende nach Abzug der Steuern vermutlich alleine deshalb schon auf wesentlich weniger Geld.
Hier steht meinen Kinder sehr zuverlässig von 7:30 bis 17:30 ein Kindergarten zur Verfügung(allerdings sind unsere Kinder meist nicht länger als 5 Stunden dort anwesend, wir nutzen den angebotenen Zeitrahmen also bei weitem nicht aus), den ich im Monat für beide (und bald alle drei) leicht vom Kindergeld bezahlen kann und der eine hervorragende Betreuungsqualität bietet - wenn auch keinen überbordenden Schnickschnack. Ich kann meine Kinder ab dem ersten Lebensjahr diesem Betreuungssystem anvertrauen, muss aber nicht. Wahlweise könnte ich auch eine Unterstützung durch die Kommune erhalten, wenn ich kein Elterngeld in Anspruch nehmen kann/will, wegen der Betreuung eines Kindes unter 3 Jahren aber weiterhin zuhause bleiben will.
Ich kann meine Elternzeit sehr flexibel einteilen (also auch im Krankheitsfalle des Kindes) und dadurch immer wieder auch trotz und mit den Kindern arbeiten, so also Steuern zahlen und mich selbst sozial absichern (was man in Schweden allerdings auch muss - keine Mitversicherung über den Ehegatten). Meinem Mann steht es frei, mich in dieser Phase zu unterstützen (obwohl wir natürlich nicht beide gleichzeitig in Elternzeit gehen können) und ihm entstehen dadurch keine wesentlichen Nachteile im Beruf (wobei das selbstredend stellen-abhängig ist, manch einer wird schon zweimal überlegen müssen).
Natürlich wird dies alles durch die persönliche Lebenslage weiter bedingt - welche Berufe hat man, wie sind dort die Anforderungen, die Bezahlung? Können/wollen wirklich beide Partner für die Kinder auf den Beruf verzichten, klappt das finanziell und wenn, wie lange. Aber dennoch denke ich, dass einem so zumindest die größtmöglichen Chancen eingeräumt werden. Ob und wie man diese nutzen kann und will, das liegt an jedem selbst.
Eine Aussage wie diese: "Wir werden dann vor den gleichen Herausforderungen stehen wie viele andere Paare in Deutschland, bei denen beide beruflich sehr gefordert sind. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir das auch mit Unterstützung unserer Familien hinbekommen." (Kristina Schröder; Bundesfamilienministerin)bleiben für mich damit doch "typisch deutsch" - und zwar in dem Sinne, dass in Deutschland doch häufig (mehrheitlich?) noch auf die Unterstützung der erweiterten Familie gerechnet wird. Die Frage ist, ob dies der heutigen Lebenssituation noch entspricht/dieser gerecht wird. Auch wenn meine Eltern z.B. gerne aushelfen würden, mit der Regelmäßigkeit und Kontinuität wie die der gut ausgebauten Infrastruktur könnten sie - aus den unterschiedlichsten Gründen - jedoch nicht aufwarten und ehrlich gesagt wollte ich ihnen dies so auch gar nicht zumuten.
Eine kleine Anmerkung noch zu dem FAZ-Artikel. Es lohnt sich, hier auch die Leserkommentare zu lesen. Da treffen, wie so oft, die Extreme (in diesem Fall: Skandinavien-/Schwedenliebhaber contra Skandinavien-/Schwedengegner) aufeinander und beide Parteien haben durchaus etwas für sich, ich kann Erfahrungen von beiden SEiten durchaus teilen. Ich persönlich tendiere aber sehr zu der Auffassung von "Herrn Tollo" und seinem Fazit ... Leben und leben lassen! ;O)
EDIT: Schaue gerade bei Frau Eni vorbei und finde dabei DAS HIER ... wenn das nicht passt, dann weiß ich auch nicht ... :o)
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