Friday, March 14, 2014

Alltagsfluchten

Das fantastische am Großraum Stockholm ist, dass - solange man nicht gerade in der Innenstadt wohnt - es leicht ist und schnell geht in die Natur zu kommen. Okay, es ist noch immer sehr landschaftsarchitektonisch bearbeitete Natur (oft, nicht immer), aber es gibt überall kleinere oder größere grüne Erholungsinseln.
Heute Morgen bestimmte der Herzallerliebste dann, dass es nach dem Winter und nach dem monatelangen Stress und der Grippe, die uns bis vor Kurzem geplagt hat, mal wieder an der Zeit sei, einen Platz zu zweit aufzusuchen, den wir bei unserem ersten Besuch als "unseren Platz" gewählt hatten. Wir waren lange nicht da (sicher 1,5 Jahre) und nach den Wochen grau war es für uns das erste Mal im Sonnenschein und in dem dieses Jahr so frühen Frühling(swetter - zugegeben, wir sind im allgemeinen Vergleich spät dran).
Nun sind die ersten richtig sonnigen Tage auch mindestens wieder ein, zwei (?) Wochen her, aber ich muss dennoch erwähnen, dass der erste Tag, an dem die Sonne scheint und der Himmel richtig blau ist, sich jedesmal anfühlt, als hätte man die sechs Monate davor eigentlich überhaupt kein Tageslicht gesehen. Man kann förmlich körperlich spüren, wie die Lebenslust zurückkehrt. Man will nicht mehr den lieben langen Tag schlafen, man wandelt auch nicht mehr lethargisch durch die Gegend. Sobald dasTageslicht die 17 Uhr-Grenze mal geknackt hat, kehrt sich das alles ins hysterische Gegenteil und man will eigentich gar nicht mehr schlafen und denkt plötzlich wieder, man könnte Bäume ausreisen.
Jedesmal wenn ich den Wechsel vom Winter zum Frühling durchmache, denke ich darüber nach, wie diese Wetter- und Lichtbedingungen doch die skandinavische Mentalität geprägt haben müssen. Diese ruhige Zähigkeit, die Geduld und das Ausharren und gleichzeitig ein stilles Vor-Sich-Hinleiden, dass dann plötzlich mit diesem Überfluss an Licht und damit Leben belohnt wird. Viele Leute reagieren darauf, in dem sie still in der Sonne stehen, die Augen schließen und das neugewonnene Leben und das Licht sprichwörtlich aufsaugen.


"Att hämta kraft från sol strålarna" - Der Herzallerliebste tankt Kraft aus Sonnenstrahlen.


"Unser" Fels.

Wer weiß, was man hier sieht?*

Blick nach links.

Blick nach rechts.

Ein schöner Weg.



"Att suga sol" - Sonnenlicht aufsaugen.


2 comments:

60°Nord said...

Oh, wir haben heute auch Sonne getankt und ich unterschreibe jede deiner Äußerungen bezüglich Lebenslust und -qualität mit oder ohne Sonne. Ich tippe auf: Aussicht vom Hagapark auf Naturhistoriska Museum und Bergianska Bot. Garten ;)
Solig söndag önskar Barbara

NorthernLight said...

Ha! Hundert Punkte von hundert. ;o)

- Witziger Weise hatte ich den Ausdruck "Sonne tanken" für den Moment völlig vergessen, dabei hatte ich mit dem Herzallerliebsten eine ausgedehnte Diskussion über passende Ausdrücke für diesen Zeitvertreib im Schwedischen und im Deutschen .... manchmal steht man doch einfach auf dem Schlauch.