Thursday, October 28, 2010

Utvecklingssamtal

- oder zu Deutsch: Entwicklungsgespräch. Heute morgen, im Kindergarten, für Jonah. Ich bin glücklich. Glücklich, weil alles in Ordnung ist und Jonah sich gut in den Kindergartenalltag eingefunden hat, glücklich, weil ich den Eindruck habe, dass der Kindergarten gute Arbeit leistet und damit das macht, was er soll: uns ergänzen und den Kindern einen zusätzlichen, anderen Erfahrungshorizont eröffnen.
Generell war zu hören, dass Jonah gut und gerne schon mit den anderen Kindern zusammen spielt, in dem Sinne, dass er die anderen mit einbezieht und zum Spiel auffordert. Ansonsten beschäftigt er sich gerne auch mal eine gute Weile alleine und fällt dadurch auf, dass er anderen ab und zu mal "Bücher vorliest" und ähnliches ... Grob- und feinmotorisch ist laut Erzieherin auch alles wunderbar in Ordnung, außerdem "beherrscht er das Sprachliche schon sehr gut", was man bei einem zweisprachig aufwachsendem Kind natürlich besonders gerne hört.
Zur Dokumentation der Entwicklung des Kindes erhält man am Ende des Halbjahres nicht nur einen Ordner gefüllt mit kleinen Anekdoten und "herausragenden" Werken sowie Fotos von den Aktivitäten der Gruppe, der Kindergarten bedient sich auch eines Online-Tools, auf dem wesentliche Entwicklungsschritte sowie "Zielsetzungen" (im Moment mehr für die ganze Gruppe als für das einzelne Kind) in Form von Bild, Film und Schrift festgehalten werden. Nun erwarte ich keine genialistischen Leistungen von meinen Kindern, aber man bekommt auf diese Weise doch wenigstens einen Einblick in das Geschehen und kann vor allem überprüfen, ob die Beobachtungen, die man zuhause macht, auch für den Kindergarten zutreffen, oder ob sich da irgendwelche Diskrepanzen ergeben.
Was ich besonders an dem schwedischen (?)/ dem Ansatz unseres Kindergartens mag, ist, dass die Kinder früh ermuntert werden, ihre eigene Situation zu beeinflussen. Das heißt im Klartext, dass sie im Rahmen des Mögichen selbst entscheiden dürfen. Rausgehen oder nicht, malen oder lieber bauen, usw. Im Klartext verspricht man sich davon, dass die Kinder, dadurch, dass Sie langsam lernen aktiv über die Situation nachzudenken dann leichter verstehen, wenn diese Wahl eben einmal nicht vorhanden ist, weil z.B. das Mittagessen auf dem Tisch steht. Meiner Meinung nach zeigt das Wirkung. Ich hatte in der letzten Zeit zwei, drei Situationen, in denen Jonah tatsächlich über eine relativ abstrakte Frage (quengel ich jetzt beim Anziehen oder lasse ich es und freue mich lieber auf das Spielen im Kindergarten) ein bisschen nachdachte und sich dann für die "bessere" Alternative entschieden hat. Vielleicht finden anderen das gar nicht so sensationell, aber ich finde es schon bemerkenswert. Hey, der kleine Kerl wird nächste Woche erst zwei, okay? ;O)
Ich komme ohnehin immer mehr zu dem Schluss, dass die Frühförderung vor allem darauf achten sollte, dass auf das reagiert wird, was das Kind fordert. Wichig ist meines erachtens dabei vor allem, dass man als erziehende Person Kindern in diesem Alter die richtigen Angebote macht, um zu sehen, was sie aus diesem Angebot eigentlich aufgreifen. Wie ich schon mal erwähnt habe, wird im nächsten Jahr hier der (bisher recht weit gefasste) Lehrplan für Kindergärten konkretisiert. Zum einen heiße ich das willkommen, denn natürlich sind viele Kinder schon mit drei, vier, fünf Jahren in der Lage Buchstaben zu lernen, ja, vielleicht sogar Lesen und erstes Rechnen zu lernen und ich finde es gut, wenn ihnen dieses Angebot auch im Kindergarten schon gemacht wird. Was ich mittlerweile nicht mehr glaube, ist, dass alle Kinder diese Fertigkeiten in diesem Alter haben müssen. Wenn das Kind nicht darauf reagiert, dann wartet man eben eine Weile, bis es ein wirkliches Interesse daran zeigt. Man kann einem Kind viel beibringen, aber wichtiger ist eigentlich doch, dass es lernt selbstständig zu begreifen. Ich zumindest will meine Kinder nicht indoktrinieren, ich will, dass sie aus sich heraus lernen und begreifen und so Freude am Lernen und Entdecken entwickelt. Das halte ich mit für die wichtigste Voraussetzung für die Schule.
Das bedeutet im Fall von Amélie zum Beispiel, dass ich ihr immer wieder anbieten werde, mit Zahlen über zehn zu "arbeiten" oder aufzeigen werde, dass ihr Name nicht nur ein Anfangs-A hat sondern auch andere Buchstaben. Aber solange sie dann nicht am Ball bleibt und weiterfragt, lasse ich sie einfach. Sie wird schon kommen, wenn sie es wissen möchte und diese Fragen wichtiger sind, als das Lied, das sie gerade gerne singt oder das Bild, das sie gerade malt, oder, oder ...
Denn die Konzentrationsfähigkeit, die Fähigkeit sich mit einer Sache über einen längeren Zeitraum auseinanderzusetzen, die lernt man in diesem Alter nicht nur anhand von Zahlen und Buchstaben oder gezielten Konzentrationsaufgaben. Außderdem ist es auch nichts Neues, dass das alles gar nichts bringt, wenn das Kind dabei in der motorischen und sozialen Entwicklung nicht in gleicher Weise gefördert wird und da grundlegende Defizite aufweist. Ich sehe mich da mit unserem Kindergarten auf wunderbare Weise bestätigt und ergänzt, und es gibt mir ein gutes Gefühl.
Meinen Kindern geht es gut, sie sind gesund, sie haben Fantasie und zeigen Interesse an der bunten Vielfalt des Lebens und sie haben Erwachsene, die sie begleiten und fördern, Freunde, mit denen sie Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen sammeln können, und sie haben uns Eltern. Was will man mehr für seine Kinder ... ?

2 comments:

Fabian said...

Ich glaube, du meinst das "Utvecklingssamtal". Ein avtal ist was anderes :-)

NorthernLight said...

*mit Schamesröte im Gesicht* ... Danke, natürlich hast Du Recht. Gott, ich will wirklich endlich in meinen Schwedischkurs, es geht auf keine Kuhhaut mehr!!!!!!