Friday, April 11, 2014

Was Süßes zum Wochenende

Bisher wurde er ja gnadenlos vernachlässigt, der jüngste Sohn. Also rein blog-technisch, im wirklichen Leben ist das bei dem Organ kaum möglich, selbst wenn man wollte. Er ist ein Herzchen, der jüngste Sohn und mit seiner vollen Haarpracht süß anzuschauen (findet jedenfalls die Mutter).

So lieb kann man dem großen Bruder bei seinem Auftritt zuschauen.

Man könnte es die perfekte Tarnung nennen. In Wahrheit ist dieses Kind nämlich gar nicht das jüngste in der Familie. Es ist mindestens  das Zweitälteste oder sogar das Ältestes. Manchmal ist es auch ein Elternteil und dann schimpft es mit erhobenem Zeigefinger mit den Geschwistern lauthals - wahlweise auch mal mit der Mama, beim Papa hat er dann doch zuviel Respekt -  weil diese etwas falsch gemacht haben oder nicht hören. Erklärungen und Ermahnungen sind lustig und können weggelacht werden, ganz klar. Überhaupt, mangelnde Größe ist kein Grund, nicht an alles zu kommen. Mangelnde motorische Fähigkeiten auch nicht. Man macht halt einfach und klettert soweit man kommt. Irgendwie wird man schon gerettet, wenn es nicht weitergeht. Sollte man doch mal wieder auf den Kopf gefallen sein, kann man aber, nachdem man lauthals brüllend verkündet hat, wie weh das doch getan hat, nach 2 Sekunden genauso weitermachen wie bisher. Warum sollte man auch was ändern? Bei fünf waghalsigen Aktionen geht ja nur einmal etwas schief, ist doch ein guter Schnitt. Absoluter Nervenzusammenbruch ist derzeit angesagt, wenn man in den Autositz gehoben wird, weil man es partout nicht schafft von alleine hineinzuklettern. Man wirft sich zurück, brüllt aus vollem Hals, macht sich steif und liefert der Frau Mama einen echten Ringkampf, bis man sich immernoch brüllend anschnallen lässt. Ein zuverlässig wiederkehrender zweimaliger Höhepunkt meiner Wochentage!!! Überhaupt ist es schwer verständlich, warum das Auto nicht zum extra Spielzimmer erklärt werden kann. Diese Klettermöglichkeiten! Es blinkt! Es hat viele interessante Knöpfe! Verweigerung ist auch nicht akzeptabel, denn: wenn man etwas haben will, dann will man es auch haben. Egal, ob es der älteren Schwester gehört oder einfach nur gefährlich ist. Man bekommt es nicht? Man brüllt. Laut. Oder man nimmt den gewünschten Gegenstand und erledigt damit den Gegner (Autos/großer Bruder/Kopf).
Die zwei Jüngsten beim Klettern in Kisten, die aus unerfindlichen Gründen längere Zeit in unserem Wohnzimmer herumstanden.

Sehr beliebt: der Mama morgens beim Schminken im Bad zuschauen. Hat sie die Kosmetiktasche auf dem Waschbecken vergessen: ran an die Mascara und Kriegsbemalung auf die Wangen!!! Passiert mindestens dreimal die Woche .... (ich lerne es halt auch nicht, aber so ohne Kaffee am Morgen).
Am Tisch zeigen sich auch interessante Verhaltensweisen: ist man nicht mehr hungrig und hat noch was auf dem Teller, dann entsorgt man den Rest in einem unbeobachteten Moment einfach ganz schnell unter dem Tisch. So sieht es dann wenigstens aus, als hätte man alles gegessen.

Im Allgemeinen ist er aber eine Frohnatur. Man darf ihn nur nicht ägern.

Auf der anderen Seite: er ist auch empathisch. Immer wenn der nächstältere Sohn weint, weil er sich wehgetan hat, kommt der jüngste zuverlässig angesaust und will umarmen und trösten, streicheln und küssen. Überhaupt, gelegentliche Zuneigungsbekundungen sorgen für eine gute Grundstimmung, soviel hat er verstanden. Seitdem werde ich häufiger energisch geküsst, vornehmlich wenn wir uns auf gleicher Höhe befinden (logisch). "MAMA!" sagt er dann, dreht meinen Kopf in Position und schmatzt mir schmallippig mit breitem Grinsen auf die Wange. Außerdem kann er ganz entsetzlich süß gucken, wenn er einen um den kleinen Finger wickeln will - was soll ich sagen, es funktioniert. Alle anderen haben es ja vor ihm auch geschafft. 
Außerdem tanzt und singt er gerne. Am besten ist es, wenn er die Schultern lässig im Takt hochzieht und wieder fallen lässt oder die Star Wars-Titelmusik versucht zu summen. (Verseucht, durch den ältesten Sohn.)


Thursday, April 10, 2014

Der Frühling

... und ich, wir kommen beide nicht so richtig in die Gänge. Das heißt, heute scheint seit ungefähr fünf schrecklich verregneten Tagen endlich mal wieder die Sonne. Ergo: Blogeintrag.

Die Kinder schleppen sich auch so durch den Alltag, immer wieder ist mal jemand zuhause. Entweder wegen Fieber, starker Erkältung oder Magenproblemen. Aktuell: der ältestes Sohn (das zweite Kind). Und auch ansonsten schwimmen wir so ein bisschen im Niemandsland.

Der Herzallerliebste wartet auf eine Zusage/Absage für eine 4-wöchige Weiterbildung im Mai - in den USA. Ich bin im Hinblick auf das zukünftige Wohl dieser Familie unbedingt dafür, dass er geht, gleichzeitig plagt mich das große Grauen. Vier Wochen. Mit vier Kindern, allein bei dem Gedanken wird mir flau im Magen. Freundlicherweise kommen meine Eltern für fast zwei Wochen vorbei, das beruhigt ungemein.
Dann warten wir noch auf die Benachrichtigung, ob und wann es ein Aufnahmegespräch für die Wunschschule des ältesten Sohnes und der Tochter gibt. Unnötig zu erwähnen, dass es schultechnisch ja so nicht weitergehen kann. Langsam wird die Zeit aber knapp und ich habe schon wieder Magenzwicken - die werden uns doch nicht auch vergessen haben????
Dann steht Ostern an und gleichzeitig der Geburtstag der Tochter (am Ostersonntag!!!) .... und es mangelt zwar nicht an Ideen für beides, aber dieses Jahr bin ich GANZ SPÄT dran .... und kann mich auch nicht richtig motivieren. Muss jetzt aber gehen, die nächsten Tage. 

Es gibt so Tage, an denen wurschtele ich so vor mich hin und hoffe, dass endlich mal eine ganz dicke, fette gute Nachricht vorbeikommt. Es wäre mal wieder an der Zeit.

Wednesday, April 2, 2014

"Fulbanan"

Da meine Gedanken heute um das Thema "gesundes Leben" kreisen und wie ich unsere manchmal beherzten und manchmal kläglichen Versucheim Blog einbringen könnte, ist mir ein Bild eingefallen, dass vor einigen Wochen in den (Sozialen, aber nicht nur) Medien die Runde machte.

Allmählich setzt es sich nämlich als politisch korrekt durch, die ökologischen Bananen statt der normalen zu kaufen (ich gestehe: ich auch, vor allem nach der Dole-Dokumentation!!) . Wie weit dieser Trend gediehen ist, kann man hieran sehen. Ein Supermarkt, dessen Lieferung mit selbiger Ware aus irgendeinem Grund ausgeblieben war und aus diesem Grund nur "normale" Bananen im Angebot hatte, "bewarb" diese mit folgenden Worten: 



"Gespritzte Hässlich-Banane. Ohne Krav- und Eko-Kennzeichnung.
Für Kinder unzugänglich aufbewahren."

Tuesday, April 1, 2014

Das Fass ohne Boden (2)

- Die Situation der Tochter

Mit meinem ersten Post (Das Faß ohne Boden 1) über die Schulsituation unserer Tochter hatte sich meine Frustration tatsächlich etwas beruhigt. So sehr, dass hier mal wieder sage und schreibe 12 Tage lang nichts passiert ist. ;O) Heute dann aber wieder sah ich rot, die Alarmglocken schrillten in meinem Kopf und schnaufend wie eine Dampfwalze  verließ ich das Schulgebäude .... naja, fast jedenfalls. Ganz so dramatisch war es nicht, aber es klingt gut. 

Wie ist nun die aktuelle Situation der Tochter? Sie geht auf eine sogenannte "Friskola", also keine staatliches, sondern eine der vielen privaten Schulen.
Grundsätzlich sind wir hier überhaupt nicht gegen staatliche Schulen, es ist nur leider so, dass unsere Heimatkommune unter aktueller Führung den Schwerpunkt auf Unternehmen und Fußballarenen und weniger auf Kindergärten und Schulen legt. Die Gruppen der kommunalen Kindergärten bersten mit oft mehr als 22 Kindern, die Grundschulen befinden sich in einem erbärmlichen Zustand, "unrentable" Schulen wurden ohne Rückshicht auf deren fantastisch umgesetztes Konzept geschlossen, statt sie zu stärken, und personalmäßig ist man ebenfalls unterbesetzt. Dafür wartet man mit großen Schülerzahlen und Schulalltag nach Mindestanforderung auf. Irgendwie war ich nicht bereit, erstens, mein Kind dem auszusetzen, zweitens, solches Verhalten zu unterstützen.

Dank der Absage durch die Deutsche Schule suchten wir also händeringend nach einer Alternative und ich klapperte verschiedene Schulen in Stockholm selbst ab. Leider waren die kommunalen dank des starken Geburtenjahrgangs 2007 voll und da das Vorschuljahr nicht verpflichtend ist (also noch im Kindergarten verbracht werden kann), gab es natürlich auch keine "Platzgarantie". Wir bekamen schließlich einen Platz an einer englischsprachigen Schule angeboten und da wir Englisch tagtäglich zuhause sprechen (der Herzallerliebste und ich) und die Tochter Englisch ohne Probleme versteht, dachten wir: naja, wenigstens wird ihr Englisch dann auch in den aktiven Sprachgebrauch gebracht.
Wir schauten uns die Schule an und Vorteile gegenüber den anderen waren Klassen, die auch nach dem Unterricht in der "Fritids" eine Einheit bildeden, zwei Lehrer (Englisch und Schwedisch), die sich den Unterricht gemeinsam teilen und ein Fritidslehrer, der auf dem Kernunterricht aufbauende Aktivitäten mit den Kindern durchführt. Anders als in der deutschen Schule, die nach deutschen Lehrplan unterrichtet (der die akademischen Anforderungen des schwedischen übersteigt) wir hier nach schwedischem Lehrplan unterricht, allerdings bilingual. Sprich, der Englisch-Lehrer spricht Englisch, die Schwedisch-Lehrerin spricht Schwedisch. Wir haben dieses Konzept auch in dem Wissen gewählt, dass wir wenn möglich nach einem Jahr auf eine andere Schule wechseln. Die Kernzeit von 9 Uhr bis rund 13 Uhr, danach Fritids mit organisiertem Programm bis ungefähr drei. Die Schule bestach nicht durch Schönheit, im Vergleich aber durch Übersichtlichkeit und ein akzeptables Maß an Instandhaltung sowie einen netten Schulhof. Von Vorteil auch, dass in der Schule morgens Frühstück angeboten wird, was die Tochter und ich eigentlich regelmäßig nutzen, da alle unsere Jungs im Kindergarten essen können und wir alle so etwas schneller aus dem Haus sind. Soweit so gut. Tatsächlich gehören diese Sachen nach wie vor zu den Pluspunkten der Schule.
Die Probleme fingen an, als meine deutschen akademischen Vorstellungen mit einer nicht konsequent umgesetzten schwedisch/anglo-amerikanischen Pädagogik in Konflikt gerieten. Also in meinen eigenen internen Konflikt, nicht in einem offenen ausgetragenen. Momentan kann ich an der Situation nämlich nichts ändern und ich will dem Kind ja nicht das Leben zur Hölle machen.
Nach dem schwedischen Schulprinzip muss Schule kostenfrei sein, sodass alle Materialien von der Schulge gestellt werden (inklusive Farbe, Stifte, Papier, Scheren, Kleber, usw.). Das "Unterrichtsmaterial" besteht in der Konsequenz aber leider dann auch aus zusammenkopiertem Material, was ich bei Grundschülern grundsätzlich noch nicht für vorteilhaft halte - der Übersichtlichkeit wegen. Dazu kommt, dass eine grundsätzliche Strukturierung nicht zu erkennen ist. Die liegt nämlich dann beim Lehrer und ist ohne Stütze eines kompletten Buches natürlich schwieriger zu gestalten (mehr Arbeits- und Zeitaufwand in der Vorbereitung). Außerdem liegt das Hauptgewicht auf einer Art Sachkundeunterricht, der nicht frontal gegeben wird, sondern wann immer möglich in Gruppenarbeit stattfindet. Es werden also eifrig veranschaulichende Wandbilder in unterschiedlichsten Ausformungen erstellt, usw. usw. Nebenher sollen auch Zahlen/Rechnen bis 20 und Schreiben/Lesen unterrichtet werden. Ist der Sachkundeunterricht noch halbwegs strukturiert, fängt da das Chaos an. Ich habe mich fürchterlich geärgert, dass mein Kind tagtäglich schnipselt und klebt, aber kaum schreibt. Schreiben dürfen Schüler üben, die mit ihren Projektarbeiten fertig sind. Nicht nur freiwillig, es kontrolliert/hilft offensichtlich auch keiner.
Dazu kommt das Problem mit der Struktur. Derzeit hat das Kind noch Schwächen mit drei bis vier Buchstaben: T, R, P und W (beim Lesen). Sie hat aber schon gefühlte 100 Mal A, B, C, usw. geübt. Derzeit ist den Lehrern mal wieder eingefallen, dass man ja Zahlen tatsächlich auch SCHREIBEN üben muss, um sie zu können. Also sind wir wieder bei den Zahlen 1 bis 10. Das Lernen des ABCs scheint auch eine Hürde zu sein, die kaum zu bewältigen ist. Also üben wir wann immer ich oder der Herzallerliebste kann,  zuhause. Heute habe ich wieder mal die Schulmaterialien in der Schule kontrolliert (eine Schublade, wo alle fertigen und unfertigen Meisterwerke abgelegt werden).... kein Mensch achtet darauf, dass das Kind angefangene Arbeitsblätter auch beendet. Kein Mensch achtet darauf, was wie in dieser Schublade landet.  Und da es ja keine Hausaufgaben geben darf (einmal in der Woche, übers Wochenende und das ist im Vergleich schon viel, ehrlich!), bleiben die Arbeitsblätter also unfertig in der Schublade liegen. Mitnehmen, so hat man mir erklärt, darf ich sie allerdings auch nicht. GAAAAAAAAAAAAAAAAH. Im Schreibheft (mit Linien) hat auch keiner kontrolliert, die Schreibübungen des Schuljahres erstrecken sich auf die Buchstaben A,B,C!!! Sicheres Rechnen im Zahlenraum über 10 - eine Hausaufgabe mit Additionsaufgaben gab es bisher.
Ich bin ja gar kein fundamentalistischer Befürworter von Frontalunterricht und  Druck, dass die Kinder nach einem Jahr Lesen, Schreiben und Rechnen müssen. Im Gegenteil, mich begeister dieser dem deutschen System so gegenläufige Ansatz, der hier grundsätzlich vorherrscht und den ich vom pädagogischen Grundprinzip her für wesentlich besser halte, als das ständige deutsche Bestreben, alle Kinder genau gleich zu machen.  Aber dieses dauernde Chaos ist unerträglich. Warum ist das also so?
Zum einen ist dieses ganze Vorschuljahr ein einziges Konstrukt. Man hat bei seiner Einführung spezielle Vorschullehrer ausgebildet, setzt diese aber eigentlich nicht ein. Stattdessen werden normale Grundschullehrer eingesetzt, die eigentlich nicht so richtig wissen, was sie machen sollen (wenn man Glück hat). Zum Beispiel:
Eine unserer Kindergartenbetreuerinnen ist Vorschullehrerin und Erzieherin. Der zuständige Betreuer Grundschullehrer/ Erzieher mit Lehrberechtigung bis Klasse 4.
Unser Sohn liest, kann das ABC, und rechnet mit Zahlen bis 20. Das ist natürlich auch ein individueller Unterschied zwischen unseren Kindern, aber es spricht auch für das Angebot des Kindergartens, dort hat er es nämlich gelernt. Dort wird mit den 5-jährigen genau das gemacht, was eigentlich in der Vorschulklasse passieren sollte (Immerhin 18 in der Gruppe). Die beiden verantwortlichen Erzieher sprechen sich ab, bereiten gemeinsam vor, und achten auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder. Diese beiden Erzieher haben eine fundierte pädagogische Ausbildung und  können auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Diese Erzieher werden durch den Arbeitgeber (auch hier ein freistehender Kindergarten) in der Qualität kontrolliert. Sie werden weitergebildet. Sie tauschen sich untereinander aus. Es wird an ihrem Arbeitsplatz erwartet, dass sie ihren Job Ernst nehmen. Was bitte passiert also in dieser Grundschule auf einmal?
Ich habe nicht gefragt, aber ich vermute starkt, dass der Englisch-Lehrer keinen Abschluß als Grundschullehrer hat - zumindestens keinen schwedischen. Die Schwedisch-Lehrerin ist neu und jung, sie kann ich mit mangelnder Erfahrung entschuldigen, denn tatsächlich war alles etwas strukturierter und angepasster, als sie alleine für die Klasse verantwortlich war. (Der Englisch-Lehrer befand sich im Urlaub, wieso darf der das eigentlich, mitten im Schuljahr?????). Vom Anforderungsniveau hätte sie aber durchaus doch etwas höher stapeln dürfen. Das lässt mich schon mal an der Schulleitung zweifeln. Warum wird nicht auf die Qualität des angestellten Personals geachtet? Warum wird der Unterrichtsinhalt nicht kontrolliert/vorgegeben? Warum kann man sich mit seinen Bedenken nicht an das Schulamt wendegn (Antwort: aufgeweichte Regeln).
Der Grundgedanke ist, dass alle Kinder mitgezogen werden sollen und tatsächlich hat das lange Zeit in diesem System wohl auch geklappt. Aber da waren Leher gut bezahlt, gut ausgebildet und die Vorgaben waren genau und deren Befolgung wurde offensichtlich kontrolliert. Oder es herrschte grundsätzlich eine andere Vorstellung von Lehren/Lernen.  Jetzt wirkt zum Beispiel das Schulamt (skollverket) vollkommen unfähig, irgendetwas bis auf weitgefasste Rahmenbestimmungen durchzusetzen.
Früher waren nicht nur auf dem Papier zwei bis drei Lehrer in der Klasse, sondern diese waren tatsächlich anwesend. Der Herzallerliebste hat (vor rund 20 Jahren) eine Weile als Assistenz-Lehrer gearbeitet. Nach seiner Darstellung waren Aufgabenverteilung, Anforderungen und Absprache vorhanden, man schaffte es (mit durchaus unorthodoxen Mitteln) tatsächlich, die schwachen Kinder abzufangen, während die Leistungsstarken weiterlernen konnten. 
Heute sollen die Kinder in der 1. Klasse Schreiben, Lesen,  im Zahlenraum bis 100 rechnen .... wenn die Grundlagen schon nicht gegeben sind, worauf soll man in Klasse 1 bitte aufbauen? Für viele Kinder wird das doppelter Stress ... oder sie lernen es eben gar nicht. Und dann wundert man sich, dass die Pisa-Ergebnisse lausig sind?? Kann nicht sein.
Was ich erlebe ist ein vormals brilliantes Schulsystem (!!!), das ausgehöhlt und sinnentleert wurde - aktiv. Man hat grundsätzliche Regelungen zur Funktion gelockert, hat die Struktur bis zur Unkenntlichkeit verwischt und halbgare Neueinführungen gemacht, ohne nach einem wissenschaftlich-pädagogischen Grund zu schauen. Ehrlich, man könnte brüllen vor Verzweiflung. (Das muss in Fett-Schrift sein, man kann es gar nicht genug betonen.)

Ich will versuchen in einem dritten Teil ein paar der Änderungen in den letzten 10 Jahren zu recherchieren und darzulegen, aber das ist eine relative umfassende Aufgabe, es mag also etwas dauern. Aber ich bin es so leid, dass keiner (außer den Pädagogen hier, aber auf die hört keiner) das laut und deutlich sagt. Statt dessen versucht man den Leuten weiß zu machen, dass ja alles nur halb so schlimm sei und mit ein paar glanzvollen oberflächlichen Änderungen sei alles ganz schnell zu retten. Es ist, also ob Schweden in den letzten Jahre den eigenen Weg verloren hätte. Eigentlich ein Drama.

Wednesday, March 19, 2014

Einzigartig!






Für ein Bild im Tageslicht hat es leider nicht  gereicht, zu viel zu tun heute. Trotzdem lässt sich konstatieren: ganz einzigartig, dieses schwedische Frühlingswetter. Und auch abends noch so hell .... ;o)

Sunday, March 16, 2014

Schnell für zwischendurch

Bevor ich jetzt schnell das Abendessen auf den Tisch zaubern muss mal etwas beschwingtes aus meiner Heimatregion (respektive ehemaligen Schulstadt).



Und Sie können es doch ....  (das mit dem Fröhlich-sein) ;o)

Friday, March 14, 2014

Alltagsfluchten

Das fantastische am Großraum Stockholm ist, dass - solange man nicht gerade in der Innenstadt wohnt - es leicht ist und schnell geht in die Natur zu kommen. Okay, es ist noch immer sehr landschaftsarchitektonisch bearbeitete Natur (oft, nicht immer), aber es gibt überall kleinere oder größere grüne Erholungsinseln.
Heute Morgen bestimmte der Herzallerliebste dann, dass es nach dem Winter und nach dem monatelangen Stress und der Grippe, die uns bis vor Kurzem geplagt hat, mal wieder an der Zeit sei, einen Platz zu zweit aufzusuchen, den wir bei unserem ersten Besuch als "unseren Platz" gewählt hatten. Wir waren lange nicht da (sicher 1,5 Jahre) und nach den Wochen grau war es für uns das erste Mal im Sonnenschein und in dem dieses Jahr so frühen Frühling(swetter - zugegeben, wir sind im allgemeinen Vergleich spät dran).
Nun sind die ersten richtig sonnigen Tage auch mindestens wieder ein, zwei (?) Wochen her, aber ich muss dennoch erwähnen, dass der erste Tag, an dem die Sonne scheint und der Himmel richtig blau ist, sich jedesmal anfühlt, als hätte man die sechs Monate davor eigentlich überhaupt kein Tageslicht gesehen. Man kann förmlich körperlich spüren, wie die Lebenslust zurückkehrt. Man will nicht mehr den lieben langen Tag schlafen, man wandelt auch nicht mehr lethargisch durch die Gegend. Sobald dasTageslicht die 17 Uhr-Grenze mal geknackt hat, kehrt sich das alles ins hysterische Gegenteil und man will eigentich gar nicht mehr schlafen und denkt plötzlich wieder, man könnte Bäume ausreisen.
Jedesmal wenn ich den Wechsel vom Winter zum Frühling durchmache, denke ich darüber nach, wie diese Wetter- und Lichtbedingungen doch die skandinavische Mentalität geprägt haben müssen. Diese ruhige Zähigkeit, die Geduld und das Ausharren und gleichzeitig ein stilles Vor-Sich-Hinleiden, dass dann plötzlich mit diesem Überfluss an Licht und damit Leben belohnt wird. Viele Leute reagieren darauf, in dem sie still in der Sonne stehen, die Augen schließen und das neugewonnene Leben und das Licht sprichwörtlich aufsaugen.


"Att hämta kraft från sol strålarna" - Der Herzallerliebste tankt Kraft aus Sonnenstrahlen.


"Unser" Fels.

Wer weiß, was man hier sieht?*

Blick nach links.

Blick nach rechts.

Ein schöner Weg.



"Att suga sol" - Sonnenlicht aufsaugen.


Wednesday, March 12, 2014

Das Fass ohne Boden (1) - Nachtrag

Auf dem Blog 60° Nord gibt es drei schöne Beschreibungen zum schwedischen Schulsystem / Schulalltag. Da ich diese als sehr gute Ergänzung zu meinen (geplanten) Posts empfinde, hier für die hartgesottenen Leser die Links:

Pisa-Schock in Schweden (1) - Schulsystem

Pisa-Schock in Schweden (2) - Schulalltag

Pisa-Schock in Schweden (3) - Die Krise

Stockholm Streetview

Um die Mittagszeit hatte ich in der Dalagatan zu tun und seit ewigen Zeiten wollte ich schon mal etwas über diese Straße posten. Warum?
Nun, zum einen liegt die Dalagatan "on our side of town", wir sind also recht häufig in der Gegend. Der angrenzende Vasapark war einer der ersten Parks, die ich in Stockholm besuchte und da wir die ersten zwei Jahre nur eine kurze Busfahrt von dort entfernt und selbst ein bisschen im Niemandsland wohnten (das jetzt übrigens eifrig bebaut wird), waren wir recht häufig dort.
Die Dalagatan liegt auch in Vasastan ... also in dem Stadteil Stockholms, in dem Karlsson auf dem Dach wohnt. Dieser Umstand ist natürich kein Zufall


Blick Richtung Vasapark (links), über Odengatan hinaus hin zum nördlichen Stadtrand

Blick Richtung Wallingatan im Süden.
Unten links in der Ecke sieht man nicht nur (ganz klein) den Kampfsportclub meines Schwagers, an der Wand befindet sich ein Sonnenuhr mit den Logenzeichen der Freimaurer.
Diese waren wohl nicht ganz unbeteiligt an der Gründug einer der stadtweit renommiertesten (kommunalen) Grundschulen:Lilla Adolf Fredrik.
Schaut man den Olivecronas väg hinunter, dann sieht man im Hintergrund das Verlagshaus Bonniers.



Jetzt endlich: der Blick auf den Vasapark.

Wir stellen uns vor, dass Astrid Lindgren diesen Blick von ihrer Wohnung im ersten Stock dieses Hauses auf den Park rund 60 Jahre lang genossen hat.
(Die kleine Tafel an Haus Nummer 46 besagt: Astrid Lindgrens Hem 1941 - 2002)

 Irgendwie hat man immer mal was in dieser Ecke der Stadt zu tun und nicht nur im Sommer ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter kann man hier Eislaufen, im Sommer Fussball spielen, den großen Spielplatz besuchen oder einfach faul auf der Wiese herumliegen. An der Odengatan liegen einige Cafés, kleine Boutiquen und Antikgeschäft sowie der vermutlich beste Kinder-Buchladen. Dazu ein anderes Mal mehr.



Das Faß ohne Boden (1)

Das Thema Schule scheint im Moment genau das zu sein, ein Fass ohne Boden. Ich könnte vermutlich mehrere Einträge dazu machen, einen zur politischen Situation, einen zur aktuellen Lage in der schwedischen Schule/dem schwedischen Schulsystem und einen zur aktuellen Situation unserer Tochter sowie einen zu Mentalitätsunterschieden. Denn wir haben das große "Glück" mit unserer Tochter die volle Breitseite negativer Auswirkungen zu erleben.
Ich versuche mich mit diesem ersten Post dem Thema anzunähern, denn oft, wenn ich meine Tochter wie heute in der Schule gelassen habe, komme ich nach Hause und fühle mich ---- schlecht.
Zu Beginn möchte ich erst ein paar Dinge klären.
Ich habe ein persönliches Handicap. Ich bin Linguist, habe selbst (Erwachsene) unterrichtet und bin vermutlich zu gut belesen. Das ist nicht immer hilfreich. Außerdem ist es mir wichtig, dass meine Kinder eine gute Bildung erhalten, was für mich im Klartext heißt, dass sie lernen, ihre Kapazitäten zu nutzen. Nach ihren Möglichkeiten. Nicht mehr, aber sicher auch nicht weniger.

Ich respektiere den Beruf des Lehrers. Als ich begann zu studieren, war ich auf Lehramt eingeschrieben. Die ersten Vorlesungen in Pädagogik und andere persönliche Interessen sowie das ausgeprägte Wissen um eigene Schwächen und persönliche Erfahrungen mit sehr guten, normalen und (einem besonders) schlechten Lehrern ließen mich zu dem Schluss kommen, dass ich meine Persönlichkeit weniger geneigten Schülern nicht zumuten wollte. Ich wollte nicht die Person sein,die aus Ungeduld oder Ignoranz oder einfach ausversehen ein eigentlich fähiges Kind über die Klinge springen lässt. Aktuell ärgere ich mich fast ein bisschen, ich glaube ich war überkritisch mit mir selbst.
Ich respektiere den Beruf des Lehrers. Es ist ein anstrengender Beruf, der viel von den ausübenden Personen abverlangt, in sowohl Fachwissen wie auch Pädagogik und Didaktik, als auch von der Persönlichkeit und vom Fleiß des jeweiligen Lehrers.
Ich bin der Überzeugung, dass man Schule als Institution respektieren sollte. Gerade als Eltern. Heißt, ich will eigentlich nicht wegen jedem noch so kleinen Mist meine Nase in die Berufsausübung des Lehrers stecken müssen.
Ich habe mich vor Weihnachten stark zurückgenommen, dachte, wir als Eltern überfordern das Kind, machen zuviel Druck und dass ich meinen Einfluss zurücknehmen muss. Ergebnis war, dass ich vor Weihnachten eine fast depressive 6-jährige Zuhause hatte, die mir erklärte, dass sie weder schreiben noch rechnen durfte .... was ich nach einem scheinbar gut laufenden Entwicklungsgespräch im Oktober gar nicht verstehen konnte ....
Ich begann nach Weihnachten ein bisschen nachzuforschen, die drei, vier anderen Eltern mit denen ich mich unterhielt schienen alle zufrieden. Wir reden hier von Eltern, die selbst akademische Abschlüsse haben. Die Kinder lesen, rechnen und schreiben in einem für 6-jährige und schwedischen Vorstellungen entsprechendem Maße. Nur bei meiner Tochter passierte einfach NICHTS. Ich begann in der Schule nachzuforschen, blieb im Unterricht dabei und überprüfte die Schulmaterialien meiner Tochter, die hier in Schweden (an dieser Schule) eben in der Schule verbleiben.
Ich begann zu verstehen. Alle diese anderen Kinder hatten lesen und rechnen zuhause gelernt. Alle diese anderen Kinder fühlten sich in ihrem Lernvermögen sicher, etwas, womit meine Tochter Schwierigkeiten hat und wo sie leider voll nach ihrer Mutter schlägt. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich mindestens durchschnittlich intelligent bin. Warum es mir bisher nicht gelungen ist, dies meiner Tochter zu vermitteln - wenn ich das nur wüsste. Oder wie ich es machen soll.
Alle anderen Kinder können - ganz wie z.B. mein Sohn - einfach lernen ohne zu hinterfragen warum. Sie haben Spaß daran. Meine Tochter hat im Hintergrund immer diese Frage: "warum?". Nein, dass ist natürlich nicht hilfreich. Es macht es schwieriger und komplizierte dieses Kind zu unterrichten. Man müsste eine tiefere Kommunikation mit ihr pflegen und ihr das Gefühl geben, dass das was sie in dem Moment macht, Bedeutung hat. Überhaupt muss man mit ihr kommunizieren, ihr Feedback geben. Sie will angeleitet werden, will einem Beispiel folgen können.  Ja, man kann sich fragen, was wir da eigentlich in der Erziehung vergeigt haben (ich tue es recht häufig) und manchmal denke ich: verdammt, sie ist halt einfach so, daran ist ja eigentlich nichts falsch, sie ist ja verflixt nochmal ein Kind. Ich denke auch, dass esverflixt nochmal genau die Aufgabe der sie umgebenden Erwachsenen ist, ihr diese Zweifel zu nehmen.
Die Lehrer haben mir bisher nur eines gezeigt, nämlich dass sie diese Notwendigkeiten für mein Kind weder sehen, noch verstehen, noch irgendwie darauf produktiv reagieren können.
Was natürlich auf eine wenig grandiose Ausbildung bzw. Fähigkeit in der Berufsausübung schließen lässt. (Wir reden hier immerhin von einem Englisch-Lehrer, einer Schwedisch-Lehrerin, die in der Kernzeit gleichzeitig im Klassenzimmer anwesend sind). Was natürlich dazu führt, dass meine Tochter weiter zurückfällt. Was natürlich dazu führt, dass ich zuhause doppelt und dreifach kompensieren muss. Was natürlich bedeutet, dass ich dieses Kind ganz schnell nach dem Sommer auf eine andere Schule schicken muss. Es manifestiert sich nämlich ein vollkommen unfundiertes Selbstbild in diesem kleinen Kopft, das vollkommen in die falsche Richtung läuft. Und das mit nur 6 Jahren in der "Vorschulklasse". Sowas nenne ich Bildungserfolg - NOT.

PS.: Ja, ich sehe ein, dass ich eigentlich zu verkrampft bin. Aber im Ernst, wenn man sein Kind jeden Tag in eine sogenannte Schule bringt und dann nach 8 Monaten Fortschritte erkennen möchte und wenig bis gar nichts passiert ist - wer würde da nicht verkrampfen???

PPS.: Kommentare sind mehr als willkommen. Ich bin im Moment für jede Anregung dankbar,denn ich fühle mich wie (um es sinngemaß mit Pink Floyd zu sagen):  a (two) lost soul(s) swimming in a fish bowl, year after year." 

Friday, March 7, 2014

Fundsachen

Was man so findet, wenn man endlich wieder bloggen will und deshalb gleich ganz ambitioniert die Blogger-App ausprobiert... Ich liebe diese endlosen Serien sinnfreier Bilder auf meinem Handy und speichere die "besten" Exemplare immer.

So schnell

So schnell sind 6 Monate vergangen. Es waren keine leichte 6 Monate, es waren Wintermonate. Jetzt ist derFrühling hier, aber eigentlich ist der ja viel zu früh (so richtig glauben wir also noch nicht daran) ....

Ja, wir hatten viel um die Ohren die letzten Monate und leider nicht immer gutes. Ich kann die geneigte Leserschaft aber beruhigen, im Familienidyll ist soweit alles noch in Ordnung. Ich weiß nicht, wie es sich mittlerweile in Deutschland verhält, aber wenn man hier in Schweden ein paar Monate lang jemanden nicht gesehen hat, dann kommt meist eine vorsichtige Anfrage, ob denn "noch alles in Ordnung sei" in der Familie. Im Klar-Text ist das die höfliche Umschreibung für: "Habt Ihr Euch vielleicht getrennt?". Ich finde das immer ein bisschen lustig, obwohl die Frage natürlich ihre Berechtigung hat. Beziehungen, ach was, ganze Familien mit mehreren Kindern, lösen sich hier manchmal schneller auf als man gucken kann und für Außenstehende oft sehr überraschend.

Wir hatten große Pläne im letzten Jahr, vor allem beruflich, leider aber hat wenig geklappt. Teilweise waren es eigene Fehlentscheidungen, teilweise wahren es halbe Gebirge, die einem von anderen in den Weg gelegt wurden (die wir uns in den Weg haben legen lassen).

Ich hatte viel Zeit zum nachdenken und musste mir eingestehen, dass wir mit den Kindern sehr verletztlich geworden sind. Wir haben mit vielen Leuten über Erfolg und Misserfolg gesprochen, Fehler analysiert und Nabelschau gehalten. Was mir besonders bewusst geworden ist, ist wieviel Hilfe in den unterschiedlichsten Ausprägungen andere erhalten. Nun erhalten wir auch hier und da mal Hilfe, so ist es ja nicht, aber man kann nicht gerade sagen, wir seien verwöhnt mit Hilfe und Unterstützung. Das liegt allein schon daran, dass a) meine Familie weit weg ist und b) die Familiensituation hier in Schweden für uns schwierig ist. Das nehmen wir niemandem übel, es ist halt so.
Unumstößlicher Fakt ist, dass unser Glück in allen Bereichen - also das Glück für 6 Personen - an zwei Erwachsenen hängt: am Herzallerliebsten und an mir. Eigentlich darf man sich Fehler - und seien es noch so kleine - nicht erlauben. Nun ist das Leben aber nun mal so, dass man Fehler macht.

Nichtsdestotrotz geht es uns allen noch recht gut, wenn man mal von der brutalen Grippe absieht, die uns alle gut eine Woche außer Gefecht gesetzt hat. Heute aber sind wenigstens die Tochter und der jüngste Sohn wieder in Schule und Kindergarten. Ich widme mich Liegengebliebenem und fange wieder mal hoffnungsfroh an, Pläne für den Blogg zu schmieden (vielleicht wird ja doch irgendwann mal etwas daraus). Wer sich also gefragt hat, was mit der Tochter und der Schule passiert ist, dem kann ich auf alle Fälle ein baldiges Update versprechen ...