Es gäbe viel zu unseren Kindern zu schreiben und nach den letzten Wochen wäre eigentlich jedes Kind einen eigenen Eintrag wert (will heißen, sind sie ohnehin immer). Mit jedem haben wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht, hatten wir in den letzten Wochen unterschiedliche "Probleme", mussten wir eine Strategie entwickeln und jedes hat uns sehr oft das Herz zum überlaufen gebracht und jedes hat uns hin und wieder auch mal für einen Moment in die Verzweiflung getrieben.
Fangen wir mit dem Kleinsten an ... gut 2 1/2 Monat ist er jetzt "alt". Mein Herz blutete, als ich von den Windeln für Neugeborene auf normale Windeln umgestiegen bin - zum letzten Mal. Er hat sich mittlerweile prächtig entwickelt, er, der der feingliedrigste unserer drei Kinder ist, hat jetzt endlich Babyspeck auf den Rippen und hat auch in Sachen Kraft und Power kräftig aufgeholt. Die große Schwester und der große Bruder waren von Anfang an mit recht guter Muskelkraft gesegnet, Little Y allerdings war, dank ausgiebiger Rumfaulenzerei in meinem Bauch, zunächst etwas schwach. Davon ist jetzt nichts mehr zu merken und das kleine, knatternde und knarzende Neugeborene ist ein richtiger Säugling geworden, der nicht nur auf drei unterschiedliche Weisen schreit (Hunger!, Nimm mich hoch! Aufmerksamkeit!), nein, er "unterhält" sich auch für sein Leben gerne mit Gott und der Welt. Ein aufmunterndes Lächeln langt völlig, um eine beachtliche Sequenz an mimischen Ausdrücken und Geräuschen auszulösen, alles begleitet von einem (zumindest für uns, als verblendete Eltern) strahlenden Lächeln. Er rudert wie wild mit den Armen, hält sich schon zielsicher an meinem T-Shirt und sehr gerne auch Haaren fest, kann fast schon zielgerichtet Greifen und überzeugt vor allem durch akrobatische Kunststücke mit den Beinen, Bauch- und Rückenmuskulatur sei Dank. Ein guter Schläfer ist er alle Mal und in den letzten Wochen war es eher Big J, der mich mehrheitlich wach gehalten hat, als unser Winzling hier.
Der frisch gebackene große Bruder war es auch, der uns zunächst am meisten "Sorgen" machte. Für ihn war es erst mal ein Schock, nicht mehr das Baby zu sein, und ich war - ganz klar - eine Verräterin. Nun hatten wir ähnliches schon erwartet, sodass uns diese Reaktion nicht völlig unvorbereitet getroffen hatte. Der Herzallerliebste übernahm die Rolle des Übervaters. Schwierig wurde das erst, als der Alltag wieder anfing und der Mann auch wieder arbeiten ging. Big J schlief in dieser Zeit richtig schlecht, wachte des Nachts auf und schrie und schrie und schrie. Unser Nachbar zeigte sich ob des Organ des jungen Mannes schwer beeindruckt und ich war einfach nur genervt, denn beruhigen und darauf eingehen half nicht. Wütend werden half auch nicht. Ignorieren half auch nicht. Das Kind war unglücklich, schrie sich sprichwörtlich die Lunge aus dem Leib (und das auch tagsüber, wegen jeder Kleinigkeit), war danach jedes mal vollkommen fertig und ich wusste eine kurze Zeit lang wirklich nicht mehr, was ich machen sollte. Der rettende Tipp kam von meiner Schwester: neutral bleiben. Und siehe da, nach einigen Malen zeigte es Wirkung. Die Schreiphase ist immer noch nicht ganz vorbei, aber es spielt sich jetzt im erträglichen Rahmen ab, und es hilft wirklich, einfach mit neutraler Miene, neutraler Stimme vollkommen normal das weiterzumachen, was man gerade macht. Oder eben zu erklären, ohne wirklich auf das Schreien an sich einzugehen oder auch nur irgendwie zu reagieren. Ich nehme an, dass das Ausdruck aller Ängste, allen Ärgers und aller Unsicherheit war, die der kleine Kerl da in den letzten Wochen gespürt hat. Geholfen hat auch der Besuch meiner Eltern, die Bestätigung, dass da alles beim Alten ist. Auch der Besuch von anderen Verwandten, von Freunden, insbesondere den männlichen Vertretern dieser Gattungen, haben ihn jedes mal irgendwie ein bisschen mehr aufgepäppelt. Jetzt ist er ein stolzer großer Bruder und er liebt den Kleinen heiß und innig, umarmt und küsst ihn und ist jedes mal stolz wie Bolle, wenn der Kleine den Kontakt zu ihm sucht (was er ja auch wirklich schon macht). Wie auch bei seiner großen Schwester damals, ist es für ihn wichtig zu hören und zu spüren, dass die Familie eine Gruppe ist, zu der wir alle fünf gleichermaßen gehören.
Meine kleine Große, große Kleine hatte es und hat es gewissermaßen aber trotzdem noch am schwersten. Oder nicht am schwersten, viel mehr ist für sie die Situation einfach sehr komplex. Das liegt eindeutig auch am Alter, schließlich ist man mit fast 4 Jahren ja doch schon ziemlich groß. Und auch wieder nicht. Oft ist man und will man ja auch noch ziemlich klein sein. Und Hilfe haben. Aber so als große Schwester ist man ja fast ein bisschen auch schon eine Mama. Kurz, ob nun groß oder klein, das wechselt sozusagen alle fünf Minuten und kommt ganz auf die Situation an. Gerade in ihrem Verhalten gegenüber ihren Brüdern muss ich sie oft bremsen, ansonsten würde sie vermutlich aktiv mit erziehen. ;O) Gegenüber Little Y wäre sie am allerliebsten eh eine Mama, eine Puppen-Mama. Einziger Haken an der Sache: der kleine Bruder ist keine Puppe. Der Mittler und die Brücke zwischen den beiden wird wohl wirklich Big J sein, sodass sie dann doch eine Rasselbande werden und die beiden Jungs keine zusätzliche Mutter abkriegen. Ansonsten ist alles wie gehabt, könnte man sagen. Mein Mädchen hat im Kindergarten jetzt schon die ersten Buchstaben gelernt und kann ihren Namen schreiben, sie zeigt Interesse am lesen, liebt alles mädchenhafte und ist trotzdem natürlich fürchterlich stark. Sie singt, dass sich die Balken biegen und ich bin froh, wenigstens eine Verbündete in diesem Männer-dominierten Haushalt zu haben. ;o) Eine Weile war die viele Aufmerksamkeit, die ihr mittlerer Bruder bekommen hat, schwierig für sie, denn auf einmal war sie nicht mehr Papas kleine Prinzessin. Wir sind immer noch dabei, dass wieder auszubalancieren, aber auch hier nähern wir uns wieder einem normalen Niveau an.
So gesehen sind drei Kinder wirklich die schwierigste Konstellation, wie ich finde. Denn man muss schon sehr genau aufpassen, dass jeder möglichst gleich viel von allem bekommt und das sich keiner ausgeschlossen fühlt. Vier Kinder wären unter diesem Aspekt meiner Meinung nach immer noch am idealsten (und vor allem: zwei Jungs, zwei Mädels). Als ich das meinen Eltern erklärte, waren die entsetzt und meinten: bloß nicht. Ich konnte sie beruhigen, ich denke wir haben mit unseren Dreien wirklich genug zu tun. Aber so rein theoretisch ... ;O)
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