Friday, August 3, 2012

Desaster

Sie wollten schon immer mal wissen, wie es hier so ist, wenn alles schief geht? Bitte schön.

Gestern der Tag fing bemerkenswert reibungslos an. Alles war in bester Ordnung bis ich das BVC (Barnavårdscentral) nach einer schnellen Kontrolle von Sohn Nr. 3 (also Kind Nr. 4) verließ (alles perfekt) und mich allmählich auf den Weg machen wollte, um die anderen Kinder abzuholen. Mit Babytrage vor dem Bauch wollte ich nur kurz noch eine verspätete Mittags- und Verschnaufpause auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten im Einkaufszentrum einlegen. Und vergaß mein Handy. Was ich natürlich erst bemerkte, als ich im Bus zum Kindergarten saß. Nicht nur befiehl mich Panik, dass jemand tatsächlich auf die Idee kommen könnte, mein mehr als lädiert aussehendes, waaaaahnsinnig aktuelles und mit Passcode gesichertes Ei-Dingens 3S mit nach Hause zu nehmen, nein, da waren ja auch sämtliche wichtigen Telefonnummern, Musik und Bilder gespeichert. 

Also blieb mir nur eines, mit übermüdeten Kindergartenkindern wieder zurück ins Zentrum. Dort lief ich einer alten Bekannten über den Weg. Eigentlich hätte ich mich sehr über diese Begegnung gefreut, wir hatten uns vor gut 1,5 Jahren nämlich leider aus den Augen verloren, wenn Sohn Nr. 2 (also Kind Nr.3) nicht schon die Busfahrt brüllend verbracht hätte und Sohn Nr. 1 (also Kind Nr. 2) nicht seine Schwester (also Kind Nr. 1) als Punching-Bag / Trommel missbraucht hätte, während ich versuchte soziale Konversation zu betreiben und gleichzeitig mein Handy wieder aufzutreiben. Die Bekannte war freundlich und half, an der Peinlichkeit der Situation änderte das aber wenig. Die Tochter wechselte währenddessen in ihrer Rolle als leidendes, passives Opfer und aktiver Straftäterin. Nach einigem hin und her erwischte ich die zuständigen Wächter (Beobachtung am Rande: die sahen sogar mal vernünftig aus, also sowohl auf ihren Beruf bezogen als auch für den privaten Beobachter) und mir wurde freundlich mitgeteilt, das Handy befände sich in einem Café. (Gute Nachricht). Im Café erfuhr ich, dass das Handy mit einer Mitarbeiterin nach Hause gereist sei. (Schlechte Nachricht). Ich müsste am nächsten Tag zurückkommen. Erleichtert und gleichzeitig etwas genervt ging es also mit der quengeligen Bande nach Hause. Dort sollte uns Fertigpizza (meine Kochpläne hatte ich derweil aufgrund der Notlage über Bord geschmissen) und ein gemeinsames Spiel den Abend versüßen. Ich kam nach Hause und das Baby musste gestillt werden. Dann hielt das Baby keine Ruhe. Derweil wurde Sohn Nr. 2 unruhig, weil das Baby so oft bei Mama war und er selbst Hunger hatte. Sohn Nr. 1 fing an zu klagen, dass er jetzt Pizza wolle und gemeinsam schmissen Sohn Nr. 2 und Sohn Nr. 1 die Karten für ein Spiel durch die Gegend, bzw. falteten diese sorgfältig in der Mitte. Alles unter freudiger Ermunterung durch die große Schwester, die das furchtbar amüsant fand. Irgendwie schaffte ich es zum Ofen. Ich schaltete den Ofen an, schob die Pizzen rein - und zwei Sekunden später war der Strom weg. Ich erschrak. Überprüfte den Sicherungskasten (alle Sicherungen waren okay). Begann zu schwitzen. Was mir blieb, um die Situation zu retten, waren 30 Minuten Batteriezeit auf meinem Laptop, die noch vorhandene mobile Internetverbindung und Skype. Alles andere war ja tot (blöde Telefonleitungen über Internet aber auch). Und mein Handy weg. Muss man noch erwähnen, dass meine Nerven ohnehin schon angegriffen waren?

Also zuerst den Mann informiert. Dann den Stromanbieter angerufen. Dann herausgefunden, dass es ein Fehler in der Wohnung sein muss. Dann versucht die Nummer für den Elektriker-Notdienst aufzutreiben (mittlerweile war es ja dann schon so 19-20 Uhr). Wieder den Sicherungskasten geprüft, festgestellt, dass es die Erdung war. Strom wieder angeschaltet, Strom fiel wieder aus, eine Sicherung raus. Wieder geprüft und versucht. Erdung blockiert. Unsicherheit. Was tun? Derweil brüllten alle vier Kinder. Zwei, weil soviel Hektik war, und zwei, weil sie mir panisch durch die Wohnung hinterher liefen und im zwei Sekunden Takt: "Wann ist der Ofen wieder an, Mama?" zu vernehmen war. 5-jährigen Variante: "Wieso funktioniert der Ofen denn jetzt nicht mehr, Mama?". Ganz großes Kino, Sohn Nr.1: "Ist die Pizza jetzt bald fertig?" Derweil schwanden die Batterien. Und meine noch verbleibenden Nerven. Gerade, als ich eine doofe Telefonnummer gefunden hatte, die brauchbar aussah, starb auch das Laptop den Tod aufgrund von Strommangel. Mir platzte der Kragen. Die Kinder waren unglücklich. Der Abend war dahin. Wir haben die Stimmung mit viel Kerzenlicht und Butterbroten und Milchreis etwas "sanieren" können, aber als ich heute morgen aufwachte, den Sicherungskasten nochmal prüfte, die Erdung nochmal umlegte und der Strom wieder anging und ich fein säuberlich die Telefonnummer des zuständigen 24/7 verfügbaren Elektrikers NEBEN dem Sicherungskasten fand, kam ich mir nicht nur richtig doof vor, ich habe es auch herzlich verflucht, dass der Mann nicht da war. - Ja, genau so ist das manchmal hier!

PS.: Der Elektriker muss natürlich trotzdem kommen, denn ohne Grund unterbricht die Erdung den Stromkreislauf ja nicht.

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