Friday, July 3, 2009

Einschlafen

Verstehen tue ich es nicht, aber es ist so.

Da ist mein Töchterlein nun glücklich 6 (!) Stunden pro Tag in der "Dagis" (=Kindergarten) und sollte abends eigentlich tot sein, vor allem, wenn sie mal wieder nur 3 min. Mittagsschlaf gemacht hat. Amélie sieht sich dadurch aber nicht veranlasst, irgendwie schnell, zügig oder gar friedlich einzuschlafen. Wenigstens eine Stunde dauert die Prozedur seit mehreren Wochen (ich hatte es schon erwähnt?). Meistens schlafe ich zuerst, sodass Amélie dann das Opfer zum quälen fehlt und sie notgedrungen auch einschläft.
In dieser einen Stunde rennt sie mindestens zweimal zum Bücherregal, um auch noch das letzte Buch ins Bett zu schleppen ("Amelie, Du hast jetzt schon das Tierbuch hier, das lesen wir jetzt und dann schläfst du ..."), fängt sie an mitzusingen, wenn ich sie in den Schlaf singen will ("Amélie, legt dich auf den Bauch und mach die Augen schön zu, die Mama singt dir was vor"), fängt an, Geschichten zu erzählen, wenn man sie mit eigenen Kindheitserinnerungen einlullen will ("Amélie, weißt Du was, als die Mama klein war ...." "Amélie war Doktor, der hat Picks macht, in Finger da und dann auauaua...jaha"), zwangsbekuschelt einen und deckt einen auch bei 30 Grad noch mit der Wolldecke zu ("Mama, Decke, ja? - So. So. Nee, so. Ja.", "Mama, Ba-hauch??? Amélie da."), gibt vor, sich auf den Rücken malen lassen zu wollen ("Mama, malen. Rücken malen, ja? Nee, da. Neeee, da. Da. Da, Mama.") und ignoriert sämtliche fürchterliche Androhungen ("Amélie, ich drehe mich jetzt um und schlafe, sei jetzt bit-te leise." "Soll ich raus gehen und dich alleine lassen?" - "Ja, Mama, geh.") Zwischendurch bin ich tatsächlich zweimal beinahe eingeschlafen und haarscharf an mehreren fatalen Nervenzusammenbrüchen vorbeigeschrammt.
Bis dann das Unvermeidliche kommt: "Mama, Jogheert?" Widerwillig schleppe ich also mein Kind in die Küche, packe Schale, Löffel und Jogheert aus, gucke zu, wie sie eine Portion in sich hineinschaufelt (übrigens höchst manierlich und meisterlich), schleppe mein Kind wieder zurück ins Bett und sehe dann zu, wie ihr nach zwei Minuten dank zusätzlichem Jogheert-Klumpen im Bauch die Augen zufallen. Das Kind dreht sich auf den Bauch und - schläft.
Wobei der Jogheert eigentlich nur gefordert wird, wenn dem Töchterlein das Abendessen nicht so gemundet hat und daher die Portion desselbigen wohl eigentlich zu klein ausgefallen ist.

Zur weiteren Erheiterung habe ich bei dieser abendlichen Pflichtübungen auch noch einen völlig hysterisch-überdrehten Jonah zu beruhigen, der sich immer mit Schmackes in Richtung seiner Schwester wirft, sobald diese etwas vermeintlich interessantes tut oder von sich gibt (also bei jeder kleinen Rührung und bei jedem Piep). Der Versuch, ihn durch Stillen zu beruhigen ist kein garantierter Erfolg, meist lässt er sich aber durch sacht nachdrückliches Klopfen auf den bewindelten Allerwertesten ihn den Schlaf ruckeln. Allerdings ist dann Vorsicht geboten - ein falscher Ton von Amélie und ich kann wieder von vorne anfangen. Ansonsten muss ich ihn in seinen Babystuhl verfrachten und in den Schlaf schaukeln.

Ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Sachlage natürlich wesentlich entspannter ist, wenn der Herzallerliebste zugegen ist und sich einem der geliebten Quälgeister exklusiv annehmen kann.

So geht Einschlafen als bei uns momentan - gar nicht ... ;O)
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